HAWs verabschieden Positionspapiere: konkrete Vorschläge zur DATI und zu internationalen Fachkräften

Auf der jährlichen Tagung des Bad Wiesseer Kreises positionieren sich die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) deutlich: In Positionspapieren machen sie konkrete Vorschläge für die Ausgestaltung der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI), und sie fordern einen Paradigmenwechsel im politischen Denken, um internationalen Studierenden einen einfacheren Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Die Tagung fand am 15. und 16. März in Berlin statt.

DATI: 10-Punkte-Katalog zur Ausgestaltung

Bereits seit 2016 fordert die Mitgliedergruppe der HAWs in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) die Einführung eines neuen Instruments zur Förderung der angewandten Forschung und des Transfers. Mit dem Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung nimmt dies nun konkrete Formen an. Die HAWs begrüßen mit Nachdruck die Entscheidung, eine Deutsche Agentur für Transfer und Innovation zu gründen, „um soziale und technologische Innovationen insbesondere an den HAW und kleinen und mittleren Universitäten (…) zu fördern“, wie es im Koalitionsvertrag heißt.

Deutschland, Europa und die Welt stehen vor großen Herausforderungen: Klimawandel, politische Instabilität, damit verbundene Zusammenbrüche von Lieferketten, Pandemien, Digitalisierung und gesellschaftlicher Zusammenhalt sind Themenkomplexe, welche die zugleich regionale als auch globale Dimension der Herausforderungen veranschaulichen. Es bedarf in Deutschland gestärkter regionaler Innovationsökosysteme, um dem Wirken in der global vernetzten Welt gerecht und zugleich regional unabhängiger zu werden.

„Die HAWs können diesen Herausforderungen in besonders hohem Maße flexibel, lösungsorientiert, interdisziplinär und auf hohem Niveau gerecht werden, denn sie stehen wie kein anderer Hochschultyp für Praxis- und Anwendungsbezug sowie Transfer. Um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft zu meistern, müssen die HAWs deutlich gestärkt und besser ausgestattet werden, um diesen wichtigen Beitrag auch leisten zu können“, sagt der Sprecher der 118 in der HRK organisierten HAWs, Prof. Dr. Karim Khakzar, Präsident der Hochschule Fulda. In ihrem Positionspapier benennen die HAWs unter anderem folgende Punkte als Erfolgsfaktoren für die DATI:

Zunächst empfehlen sie eine schlanke Struktur der Agentur, die sich zeitnah aufbauen und umsetzen lässt, sowie die Etablierung und Stärkung zahlreicher regionaler Innovationsökosysteme, welche die Vielfalt der Praxispartner repräsentieren, weit über Wirtschaftsunternehmen hinaus. Hierzu begrüßen die HAWs ausdrücklich die Bestrebungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Soziale Innovationen sollten ebenso Bestandteil der Förderung sein wie technologische und ökonomische, das Begutachtungssystem sowohl schlank als auch qualitätsgeleitet.

Als Fördervolumen fordern die HAWs eine Größenordnung von langfristig jährlich mindestens 1 Milliarde Euro, um die durch HRK, Wissenschaftsrat und HAWs identifizierte Förderlücke für Themen rund um angewandte Forschung, Transfer und Innovation zu schließen und die gewünschte Wirkung zu entfalten.

Schließlich nennen die HAWs faire Zugangsbedingungen als Schlüssel zum Erfolg. Die DATI zielt wie im Koalitionsvertrag vereinbart insbesondere auf HAWs und kleine sowie mittlere Universitäten ab, die in ihren jeweiligen Regionen in der Regel exzellent vernetzt sind. Der größte Teil der Mittel sollte HAWs zur Verfügung stehen, um die Idee der regional ausgerichteten Innovationsökosysteme erfolgreich umsetzen zu können.

Internationale Talente zu Fachkräften entwickeln

Nicht weniger als einen Paradigmenwechsel im politischen Denken fordern die HAWs in ihrem zweiten neuen Positionspapier, um den wachsenden Fachkräftebedarf in Deutschland langfristig zu bewältigen.

Aktuell sind 330.000 Ausländer:innen an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Doch gegenwärtig schaffen nur 25 Prozent von ihnen den Sprung auf den deutschen Arbeitsmarkt. Wesentliche Gründe dafür sind Studienabbrüche und mangelnde Kenntnisse über den Einstieg.

HAWs haben auf Grund ihrer Praxisnähe, ihrer regionalen Verankerung, ihres guten Betreuungsverhältnisses in der Lehre und ihrer Erfahrungen mit einer heterogenen Studierendenschaft das Potenzial, noch mehr internationale Studierende für den deutschen Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Doch es bedarf eines politischen Willens, eines abgestimmten Rahmens und ressortübergreifender Maßnahmen des Bundes und der Länder, damit die HAWs diese Fähigkeit zur Wirkung bringen können.

Angemessene Wertschätzung der Leistung und des Engagements der HAWs, verlässliche Rahmenbedingungen und eine auskömmliche, langfristige Finanzierung sind notwendig, damit die HAWs die Punkte umsetzen können, die sie als herausragend wichtig identifiziert haben:

Die Gewinnung internationaler Studierender muss verstärkt werden, sie müssen über den Hochschultyp informiert, für ein Studium an einer HAW begeistert und auf dieses vorbereitet werden, inklusive eines erleichterten Zugangs nach Deutschland. Die Koordinierungs- und Betreuungsstrukturen an den HAWs müssen entsprechend aufwachsen, um die notwendige individuelle Begleitung der internationalen Studierenden sicherstellen zu können. Curricula müssen um sprachliche, interkulturelle und weitere erforderliche Kompetenzen zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit ausgebaut werden, und die praxisnahen Studienmodelle, z. B. duale Studiengänge, für internationale Studierende entsprechend erweitert.

„Wenn die HAWs zukünftig auskömmlich ausgestattet werden, werden sie gemeinsam mit Akteur:innen der relevanten Bereiche die Fachkräfteentwicklung maßgeblich prägen“, ist Khakzar überzeugt. Schließlich seien sie jetzt schon regional verankert und international vernetzt.

Die vollständigen Positionspapiere finden Sie hier:

 „Kluge Köpfe aus aller Welt: HAWs können Fachkräftemangel verringern“,
„Ausgestaltung der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI)“
„Resolution der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) zum Krieg in der Ukraine“.